1. Tag; So 22.8. Cottbus- Jägersgrün

343 km

   

Da wir gestern noch zu einer Geburtstagsfeier geladen waren, gingen wir den heutigen Tag etwas ruhig an.

Kurz nach dem Aufstehen gegen 9:00 Uhr mussten wir aber erst noch entscheiden, wohin die Fahrt eigentlich gehen sollte.

Zur Auswahl standen Südtirol mit Anreise per Motorradanhänger oder Deutschland per Bike. Grund hierfür war der Wetterbericht, der für Deutschland lang anhaltende Regenfälle gemeldet hatte.

Bei der morgendlichen Wetterschau diverser Anbieter sahen die nächsten Tage aber relativ gut aus, zwar immer wieder mal Schauergefahr, aber sonst ganz ok. Also bleiben wir in Deutschland, nehmen Voigtland, Thüringer Wald, Rhön und Harz unter die Räder.

 

Ich glaube, das war unser erster Motorradurlaub, bei dem ich erst am Morgen der Abfahrt das Gepäck zusammenpackte, Aber bei dem begrenzten Umfang ist das kein Problem. Um 11:30 Uhr rollten wir dann bei schönstem Sonnenschein los in Richtung Dresden. Erst mal ein kleines Stück am Rande des Spreewaldes entlang, dann waren für die nächsten ~ 100 km Autobahn angesagt.

Hinter Dresden verließen wir die langweilige Autobahn - ab jetzt gibt's nur noch Landstraßen.

Über Grumbach, Tharandt, Ruppendorf, vorbei an der Talsperre Lehnmühle führte uns die Fahrt in Richtung Naturpark Erzgebirge/Voigtland.

Unsere erste Rast machten wir an der Burgruine Frauenstein, die wir auch hätten besichtigen können. Allerdings stand uns heute der Sinn nicht nach Ruinen, sondern eher nach Kurven. Also weiter.

 

 

In Deutschgeorgenthal verließen wir kurz Deutschland, denn hier ist ein kleiner Übergang in die Tschechei. Die Zeit im Ausland beschränkte sich aber auf etwa 2 Minuten, denn hier waren nur ein paar Häuschen, ein Markt und eine Gaststätte.

Zurück in Deutschland führten uns die Kurven zur Talsperre Rauschenbach, an deren Beginn wir eine kleine Seitenstraße nach Cämmerswalde nahmen. Warum? Weil hier ein Hinweisschild zu einer Gaststätte mit Flugzeug stand. Auf wirklich schmalen Straßen erreichten wir dann tatsächlich die "Gaststätte am Flugzeug", die neben einem recht guten Speisen- und Getränkeangebot auch noch eine IL-14, eine MIG-21 sowie einen Hubschrauber MI-2 zu bieten haben.

Hier mussten wir natürlich nicht lange überlegen, Pause war angesagt. Nachdem Ramona noch kurz neben dem Ziegenbock posiert hatte - ein Schelm, der Böses dabei denkt - gönnten wir uns einen Eisbecher und Kaffee. Hier ließ es sich wirklich gut sitzen und gucken.

Da wir aber noch ein Stück weiter wollten, mussten wir die gastliche Stätte recht bald wieder verlassen.

Nächstes Ziel des Tages war Seiffen, denn mit Ramona hier in der Gegend zu sein und dann nicht nach den Schnitzereien zu gucken, das geht doch gar nicht. Der leicht boshafte Hintergedanke - wenn wir mit dem Bike hier sind, kann sie wenigstens nichts einkaufen. :-)

In Seiffen schauten wir uns das Nussknacker-Haus der Fa. Ulbricht an - ich nur kurz, Ramona etwas länger - bewunderten die Handwerkskunst und machten uns dann wieder auf den Weg. Und tatsächlich, ohne etwas gekauft zu haben.

In Schmalzgrube erwischten wir dann sogar noch einen Zug der Preßnitztalbahn.

Sehr schön anzuschauen dampfte die 991590-1 in den Bahnhof Schmalzgrube.

Am Fichtelberg machten wir nur einen kurzen Fotostopp, denn die Straße, auf der wir eigentlich weiter wollten, war gesperrt.

Also sind wir ein kurzes Stück in die Tschechei ausgewichen, evtl. um hier auch gleich eine Unterkunft für die Nacht zu suchen.

Allerdings haben uns die Orte und das Umfeld dort nicht gefallen, sah alles ziemlich runtergekommen aus.

Also befuhren wir bei Johanngeorgenstadt wieder deutsches Territorium und begannen hier mit der Suche nach einem Nachtquartier.

Vorher überquerten wir bei der Gemeinde Carlsfeld noch die Passhöhe "Hefekloß", bei der die Höhe in halben Metern angegeben wird. So haben sie hier auch einen Pass mit 4-stelliger Höhenangabe. Aber eigentlich hätte man doch die Angabe auch in Dezimetern machen können, dann wäre selbst der Mt. Everest vor Neid erblasst.

Unser erster Versuch, ein Bett zu finden, war in Morgenröthe-Rautenkranz leider nicht erfolgreich. Das Gasthaus war leider ausgebucht. Dabei hätte ich so gern im Geburtsort des ersten deutschen Kosmonauten übernachtet. ;-)

Fündig wurden wir nur wenige Kilometer weiter in Jägersgrün, hier bekamen wir ein sehr schönes Zimmer in einer Pizzeria. Somit mussten wir zum Abendessen nicht mal aus dem Haus. Und die Gaststube war schön und dezent dekoriert.

 
2. Tag; Mo 23.8. Jägersgrün - Oelsnitz - Rennsteig - Zella-Mehlis 252 km
   

Etwa gegen 7:00 Uhr sind wir wach geworden und der erste bange Blick galt dem Himmel. Aber Entwarnung, kein Regen.

Dementsprechend gut gelaunt gingen wir zum Frühstück, das unsere Laune nur noch verbesserte. Sehr sehr lecker, ausreichend für mindestens 6 Personen - und das obwohl wir die einzigen Gäste waren. 

Bei viel versprechendem Wetter machten wir uns etwa 8:30 Uhr auf zur heutigen Etappe nach Suhl.

 

Unser erstes Ziel des Tages war die Autobahnbrücke bei Pirk, die ich immer wieder beeindruckend finde. Hier standen vor der Wende nur die im Jahr 1938 begonnenen Natursteinbögen, von 1940 bis 1990 passierte außer dem natürlichen Verfall nix. Erst nach der Wende wurde von 1990 bis 1993 der Brückenbau mit Spannbetonbrücken auf Natursteinpfeilern beendet.

Unser nächstes Etappenziel - die Hohenwarte-Talsperre - erreichten wir erst nach mehrmaligem Grenzübertritt. Erst von Sachsen nach Bayern, dann von Bayern nach Thüringen - zum Glück geht das heute alles so einfach. An der Talsperre machten wir eine schöne Kaffeepause, leider bei bewölktem Himmel.
Die eigentlich geplante Weiterfahrt in Richtung Kaulsdorf wurde uns von Umleitungsschildern verwehrt. Machte aber nix, denn so kamen wir noch durch Unterwellenborn und konnten kurz die alten Hochöfen der Maxhütte bewundern.
Nachdem wir uns noch durch Saalfeld geschlängelt hatten, konnten wir wieder ein wirklich schönes Stück Straße unter die Räder nehmen, das Schwarzatal. Super Belag, schöne Kurven und wenig Verkehr machten das Fahren zur Freude - wenn nur die Wolken über uns nicht währen. Denn diese verhießen nichts Gutes.

In Schwarzburg konnten wir gerade noch das Schild der Porzellanstraße und das schöne Fachwerkhotel bewundern, dann mussten wir uns schnellstens ein trockenes Plätzchen suchen - denn der Regen war da. Zum Glück fanden wir vor einer kleinen Gaststätte eine Unterstellmöglichkeit. In die Gaststätte rein ging nicht - Ruhetag. Während dieser Zwangspause konnte ich mir in Ruhe die Vorderreifen unseres Moppeds anschauen und musste feststellen, dass der Gummi wieder mal flinker die Mücke macht als angenommen. Ich hatte eh schon damit gerechnet, dass der Reifen im Urlaub gewechselt werden muss, aber sooo schnell hätte ich doch nicht gedacht. Also Telefon raus, Reifenservice (Reifen-Müller) in Suhl angebimmelt - und schon war der Termin für morgen Nachmittag fix. Um es vorwegzunehmen, es klappte alles hervorragend bei sehr gutem Service und vernünftigem Preis. Empfehlenswert.
Eigentlich wollten wir über Neuhaus am Rennweg, Lauscha und diverse andere Orte nach Suhl fahren, aber da die Strassen nach dem Regen klatschnass waren und die Wolken mit weiteren Aktivitäten drohten, machten wir uns auf den direkten Weg nach Suhl. Es kamen zwar noch wirklich schöne Strassen, aber bei dem immer wieder einsetzenden Nieselregen machte es nicht wirklich Spaß. Einen kurzen Stopp machten wir noch am Rennsteig-Bahnhof, der allerdings völlig verwaist in der Gegend herumstand.
 So waren wir bereits gegen 15:00 Uhr in Suhl und suchten ein Bettchen für die nächsten zwei Nächte. Als erstes steuerten wir das Motel "Toschi's Station" an, und nahmen auch gleich ein Zimmer. Denn das Wirtshaus sah schon mal sehr urig aus und das Motel machte auch einen flippigen Eindruck -
 - nur das Zimmer muss im Zustand der geistigen Umnachtung gestaltet worden sein. Aber da wir hier nur pennen wollen, ist das schon ok.

Nach Einräumen und Einkaufen musste ich die Konsequenzen meines eigenen Geizes ausbügeln, denn beim letzten Kettenwechsel hatte ich mir ein preiswertes Kettenkit einbauen lassen. Eigene Selberschuld, denn obwohl ich die Kette zu Hause gespannt hatte, war sie schon ordentlich gelängt und ich musste sie spannen. Das  war dann übrigens jeden zweiten Tag meine Nach-der-Tour-Beschäftigung. Aber mit 'nem leckeren Büchsenbier geht das wie geschmiert. :-)

 
   
3. Tag; Di 24.8. Rhön Runde 333 km
   

Unser heutiges Ziel - also eigentlich der Weg - denn der Weg ist ja das Ziel - war die Rhön.

Nach dem guten Frühstück - nur der Kaffee war etwas knapp - machten wir uns bei noch stark bewölktem Himmel auf den Weg. Die Temperaturen waren auch noch nicht unbedingt das, was man vom August so erwarten würde, aber man ist ja genügsam.

Über Benshausen und Schmalkalden führte uns der Weg erst mal nach Geisa. Am wirklich schicken Rathaus machten wir unsere erste Pause - ein warmer Kaffee tat wirklich gut. 

Bei langsam besser werdendem Wetter fuhren wir in Richtung Wasserkuppe, der höchsten Erhebung Hessens mit immerhin 950 m üNN.

Sehr auffällig waren die vielen hübschen Fachwerkhäuser, die immer wieder zu sehen waren.

An der Wasserkuppe gab es unser üppiges Mittagsmahl - eine leckere Kartoffelsuppe. Auf dem Segelflugplatz war leider nichts los, vermutlich war es einfach zu windig. Nach der schönen Pause befuhren wir streckenweise den Hochrhönring, der - wie der Name schon sagt - verhältnismäßig hoch liegt. Das war an einem recht windigen Tag wie heute leider nicht ganz so schön, aber da der Himmel inzwischen überwiegend blau war und die Sonne sich auch ab und zu zeigte, war es zu ertragen.
Die Straßen waren überwiegend in einem sehr guten Zustand, wenn Kurven in der Gegend herumlagen, konnte man diese auch gut fahren und genießen.
Auch Aussichtstürme und kleine verträumte Schlösser waren zu finden - in beiden Fällen haben wir aber von einem intensiveren Besuch abgesehen.

Beim Aussichtsturm hatten wir einfach keine Lust, die Treppen hoch zu klettern, beim Schlösschen waren die Preise des Restaurants nicht in unserem Toleranzbereich.

Hat uns aber auch von außen gut gefallen - innen war es bestimmt nur halb so schön.

Zurück am Motel konnte Ramona eine kleine Pause machen, denn ich fuhr zum Reifenservice, den Vorderreifen wechseln.
Abends fuhren wir mit dem Bus noch kurz ins Zentrum von Suhl, das wir uns auf einem kurzen Rundgang in Ruhe anschauten. Da das Zentrum wirklich sehr klein ist, waren wir bereits nach zwei Stunden damit fertig. Hat uns gut gefallen - nur leider etwas menschenleer.
 
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