1. Urlaubstag, Samstag, 30. Juni 2001 

Ganz nach Plan holten wir früh um 7.00 Uhr Andreas ab – wir wieder mit Auto und dem Motorradanhänger inklusive Moppeds und natürlich allem Gepäck; Andreas gleich auf seiner Triumph. Und obwohl heute in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen und auch in Belgien sowie Holland die Sommerferien begannen, kamen wir super durch. 797 km ließen wir seit Cottbus hinter uns; kurz nach 17.00 Uhr waren wir schon hier. Und es war die gesamte Strecke über trocken. Manchmal war es Andreas sogar zu heiß. Zum Schluss durfte sich Andreas als Trostpflaster die ersten schönen Kurven zu Gemüte führen, während wir im Auto nur von schönen Schräglagen träumen durften. Hinterher meinte er jedoch, dass es gar nicht soooviel Spaß gemacht hätte, weil ihm der Hintern weh täte! Nichts recht machen kann man den Bikern ....

Am Hause Gisi angekommen, schauten die Wirtsleute nicht schlecht: „Wir kennen euch doch, wart ihr nicht schon mal hier?!“ Na klar: im vorigen Jahr. Nach dem Entladen des Motorradanhängers und dem Auspacken der Sachen wechselte Bert gleich noch beim Vorderrad von Fazzy die Bremsbeläge. Glücklicher Weise guckte er sich nämlich beim Aufladen die Vorderräder etwas genauer an. Da waren vorn die Bremsbeläge kaum noch zu sehen! Und das war dann so gegen 16.30 Uhr! Also noch schnell Bremsbeläge gekauft, denn sonst wäre es Essig mit der Kurvenhatz!

So, und jetzt sitzen wir im Festzelt von Hürrlingen, wo es heute ein Frühlingsfest am Wassertretbecken gibt. Woanders gibt es nämlich nichts zu essen im Dorf. Bis vorhin wussten wir nicht, dass in Hürrlingen solch ein Tretbecken existiert. A la Kneipp kann man dort richtig die Beine vertreten bzw. in einem extra Holzbottich die Ellenbogen eiskalt wässern.

Nun noch ein kurzes Wort zur Ferienwohnung, denn wir bekamen wieder nicht die kleine Wohnung (obwohl so bezahlt bzw. fest vereinbart). Ein Förster hat sich dort eingemietet. Wir bewohnen jetzt die ehemalige Wohnung der Tochter im 1. Obergeschoss: Sehr großzügig und vorzüglich eingerichtet. Vor allen Dingen die Größe des Fernsehers gefällt uns – schließlich fährt morgen wieder die Formel 1 ...

2. Urlaubstag, Sonntag 1.7.01    22.00 Uhr

172,6 gefahrene Kilometer

Heute ließen wir es ganz gemütlich angehen als ersten richtigen Urlaubstag. 9.30 Uhr starteten wir zu unserer ersten offiziellen Tour in diesem Urlaub. Um mit Goethe zu sprechen: „Nichts zu suchen war der Sinn ...“. Gefunden haben wir die schönsten Kurven Deutschlands. Egal, ob man nach rechts oder links fährt – immer sind einfach nur Kurven da!

Kurz vor Mittag scherte Andreas aus, weil er sich die Bulldozer-Parade vom Wassertretbeckenfes(ch)t näher betrachten wollte. So entdeckten nur Bert und ich die schnuckelige Straße in das Schlüchttal zum Cafe Drehzahl, einem ausgesprochenen Bikertreff.

Nachmittag schauten wir uns gemeinsam an, wie Schumi in Frankreich um die Kurven fuhr (wobei es auf dieser Grand Prix-Strecke wenig Kurven gibt!). Und obwohl ich nicht persönlich vor Ort war, gewann Schumi und führt nun mit satten 31 Zählern vor Coulthard.

Froh über dieses Ergebnis, starteten wir anschließend zu unserer zweiten Runde per Moppeds, noch einmal über eine andere Strecke zum Cafe Drehzahl. Dieses Mal hielten wir an und aßen auch gleich unser Abendbrot dort. Herrlich ruhig ist es dort, so dass wir die Pause in vollen Zügen genossen.

Abend gingen wir zum letzten Mal ins Festzelt, wo die Preise verlost wurden. Gewonnen hat wieder einmal nur Bert (wie am Wochenende zuvor zwei Eintrittskarten zum Formel-1-Rennen am Nürburgring, zu dem Bert und ich dann „schnell“ mal gefahren waren): 3 Flaschen Piccolo-Sekt und eine Grünpflanze. Das war’s.

Ach ja, morgen müssen wir zuerst nach Tiengen fahren, um eine Batterie für meine Yammi zu kaufen. Da ist nämlich nur noch Null-Leistung drauf! Bert musste heute jedes Mal anschieben.

Gerade stelle ich noch fest, dass wir heute großes Glück hatten mit dem Straßenverkehr: Wir hatten nur ein oder höchstens zwei Mal Autos zum Überholen vor uns. Der Gegenverkehr war da wesentlich stärker besetzt und zwei Mal fuhren auch Autos in der Kurve auf meiner Seite rum! Beachtlich war die Anzahl der schweizerischen Motorradstrupps, die ordentlich um die Kurven heizten (in der Schweiz dürfen sie auf der Landstraße ja nur 80 km/h fahren; es wird dort strengstens kontrolliert). Wenn die von hinten anrückten, hieß es für uns alle Drei schnell rechts ran rücken.

3. Urlaubstag, Montag, 02.07.01         17.45 Uhr

Bert: 222 gefahrene km, Andreas und ich 19 weniger

Ziemlich matt sitzen wir jetzt am runden Tisch in der Küche. Bert hatte gerade noch einmal all die vielen Kurven, die wir heute gefahren sind, in Gedanken vor sich – der Kopf bewegte sich ständig schlängelartig nach links und rechts. Jau, das hatte sich wieder einmal gelohnt.

Früh besorgten wir zunächst in Tiengen eine Batterie für Yammi, wobei sogar erst der zweite Motorradladen uns bedienen konnte. Danach ging es ab: von Tiengen nach Waldshut, über eine Parallelstraße zu B 34 nach Albbruck und dann mitten rein in das entzückende Albtal mit seinen Tunneln und Schluchten. Vorbei ging es unter anderem auch an der Teufelsküche, wo statt Leitplanken große Quadersteine die Begrenzung bilden. Glücklicher Weise war nicht viel Betrieb auf der Strecke. So konnten wir relativ flüssig die vielen tollen Wedelkurven nehmen. Bei mir klappte es zunehmend besser mit dem zügigen Kurven-Durchfahren; jedenfalls mussten die Männer heute lange nicht so oft und lange auf mich warten wie gestern.

Die Suche nach dem Horbacher Moor

Im Albtal legten wir eine kurze Durstlöscherpause ein und entschieden uns dort, das Horbacher Moor zu besuchen. Ganz so einfach ist das nicht zu finden; das erste Mal fuhren wir absolut vorbei. Die kleine Straße nach Bullenberg rüber und dann weiter nach Wittenschwand-Horbach ging ja. Aber dann sahen wir nur einen Klosterweiher, aber kein Hinweis auf das Moor. So landeten wir unten am Steinbächle und fuhren bis zum Hohberg in Richtung Ibach. Dort sahen wir an einem Wanderrastplatz eine Wanderkarte, die uns noch einmal ganz genau zeigte, wo das Horbacher Moor sein müsste. Also wieder zurück und beim Klosterweiher angehalten sowie ratlos einen Mann gefragt. Von dort mussten wir den Berg wieder hoch – und oben an der Spitze geht rechts ein kleines Asphaltsträßschen und genau gegenüber ein noch kleinerer, unbefestigter Fahrweg rein. Ein unscheinbares Schild weist lediglich zu einem Naturlehrpfad. Und genau dort mussten wir einbiegen, um zum Wanderparkplatz für das Moorgebiet zu gelangen. Glatt fuhren wir ein weiteres Mal vorbei, aber dann hatten wir den winzigen Abzweig so umzingelt, dass er uns nicht mehr entkommen konnte.

An diesem Wanderparkplatz steht eine große Schutzhütte und es ist auch ein ordentlicher Grillplatz eingerichtet. Wir suchten jedoch „nur“ den Weg zum Moor. Ein Naturlehrpfad mit vielen – auch interessanten – Erklärungen führte uns nun direkt dorthin. - Aha, so sieht also ein kleines Moorchen aus; das eigentliche Horbacher Moor ist versteckt hinter riesigen Fichten. Wir folgten nur dem ersten Abschnitt des Naturlehrpfades, denn als wir die Straße überqueren sollten, blieben wir auf dieser und wanderten in brütender Hitze zurück zu unseren Moppeds.

Nach diesem Naturausflug fuhren wir zu der Straße am Steinbächle zurück und bogen dort nach links Richtung Todtmoos ab. Direkt in Todtmoos aßen wir zu Mittag. Gestärkt lenkten wir schließlich unsere Maschinen nach Strick, Weg und weiter über Lehen nach Mombach, hoch auf der B 317 bis nach Schönau und von dort ein ganz kleines, dafür umso mehr hoppliges Sträßchen namens Fuchswaldstraße hoch zum Hochkopf. Auf diesem Stück konnte ich es mir nicht verkneifen zu sagen (per Funk): „Ich hätte mir wohl doch einen BH umbinden sollen, das hoppelt hier ganz schön!!!“ Das wurde dann zum Spruch des Tages, obwohl der folgende auch nicht schlecht ist (ausgesprochen beim Wandern zum Moor): Andreas „Warum sind denn die Blaubeeren so rot?“ – Bert „Weil sie noch grün sind!“

Am Hochkopf bogen wir wieder einmal links ab in Richtung Präg. Kurz davor legten Andreas und ich eine kleine Nachmittagsruhe in Form eines Nickerchens auf einer Wiese ein. Bert tollte sich mit Fazzy weiter, daher auch die Differenz bei den Kilometern. Kurz vor vier Uhr fand Bert zu uns zurück und wir begaben uns gemeinsam über Präg, Bernau, St. Blasien, Schluchsee zurück bis nach Grafenhausen. Dort hatten wir die Möglichkeit, direkt nach Hürrlingen zu fahren oder noch einen „kleinen“ Umweg zu fahren. „Na ja, noch ein bisschen heizen wäre nicht schlecht!“ – so Andreas. Bert war ja sowieso dafür, und auch ich war noch nicht krocky. Also fuhren wir geradeaus weiter nach Birkendorf, dort weiter bis nach Illmühle und erst dann rechts auf die tiefere Talstrecke, die uns nach Untermettingen und weiter bis nach Klosse führte. Erst dann fuhren wir hoch nach Krenkungen bis zur Witznauer Mühle, wo die Favoritstrecke Nr. 1 hoch nach Berau geht. In diese Slalomstrecke inklusive zweier Kehren haben sich die beiden Herren regelrecht verliebt, aber mir gefiel sie heute auch ganz gut. Erst dann steuerten wir direkt Hürrlingen an.

Und jetzt (19.30 Uhr) sitzen wir unten im Garten und grillen endlich mal die ersten Steaks, die wir aus Cottbus mitgebracht haben. Die Männer trinken dazu Rothaus-Bier (direkt aus dem Hause Gisi), ich halte mich an Cinzano – einfach lecker!

PS: Von früh bis Abend schien wieder die Sonne – das war herrlich!

4. Urlaubstag, Dienstag, 3.7.01  18.40 Uhr

234 km gefahren                                                      = BERGFEST =

Früh weckte uns nicht nur das Handy von Bert – auch die Sonne begrüßte uns sofort. Und der Himmel wurde den ganzen Tag kaum von einem Wölkchen bedeckt. Das hier ist Sommer pur – so spät sind wir ja auch noch nie in den Bikerurlaub gefahren. Dementsprechend warm ist es in den Lederklamotten. Aber mit ein paar gemütlichen Pausen lässt sich das schon aushalten.

Nun, früh fuhren wir zum Beginn der Tour Richtung Blumberger Kurven. Kurz davor versagte plötzlich die Leistung von Yammi – ich musste auf Reserve schalten. Dieses Mal fand ich den Schalter rechtzeitig, so dass Yammi nach einem kurzen Moment überlegen brav auf die Blumberger Kurven zusteuerte. Allerdings ließ ich es bei einem Mal runter und wieder hoch fahren, während die Männer sich zwei Mal mehr an den Kurven austobten. Ich versuchte zwischendrin, Kurvenfotos zu schießen. Aber ich habe das Gefühl, dass die nicht so besonders geworden sind. Schau’n wir mal. Leider waren auch zu viele PKW und LKW unterwegs, welche die Männer trotz der zwei Spuren hoch zu einbremsten.

Verflixte Donauversickerung

Von den Kurven ging es geradewegs zur nächsten Tankstelle kurz nach Blumberg. Frisch gefüttert fuhren wir direkt nach Immendingen zur Donauversickerung. Auf dem Weg dahin kam ich mir ein bisschen vor wie in Amerika: gut ausgebaute Straße, fast leer und auch fast nur in einer Geraden verlaufend! Heiß war es außerdem. Die Hitze der vergangenen Tage hat allerdings noch nicht ausgereicht, um die Donau vollständig versickern zu lassen. Und so sah Andreas zum zweiten Mal nicht die Donauversickerung. Dafür standen die beiden Männer an der flachsten Stelle mitten in der Donau. Wenigstens was.

Zurück ging es über den in der Karte eingezeichneten Ausblick „Hegaublick“ (leider lag das Tal zum Fotografieren zu sehr im Dunst) weiter über Stetten nach Blumenberg. In Stetten fand Andreas einen kleinen versteckten Landgasthof. Doch man sollte sich vorher doch mal in der Speisekarte informieren, was es zu welchen Preisen gibt – so wie wir es oben am Hegaublick getan haben. Denn für 1 ½ Schnitzel, Kartoffelsalat und frischen Salat löhnten wir 16,50 DM! Und dafür verbrauchten wir 1 ½ Stunden unserer wertvollen Urlaubszeit! Na gut – schön erholsam war es ja.

Zurück nach Blumberg. Dort rasten wir mal nicht die bekannten und beliebten Kurven hinunter, sondern bogen gleich am Ortseingang nach rechts Richtung Donau-Eschingen ab. Später ging es auf der B 31 zum Titisee. Dort verkrümelten wir uns aber ganz schnell wieder, denn die vielen Touris waren nervig. Ein Stück ging es jetzt Richtung Höllental, aber nur bis zur Ravennaschlucht. Ein verführerischer Name, der uns zum Einbiegen lockte. Eine typisch traditionelle schwarzwälder Hotelanlage (natürlich mit Kuckucksuhr) stoppte jedoch den weiteren Weg ins Tal. Wir kamen gerade zurecht, um punkt 16.00 Uhr an der Kuckucksuhr Schwarzwälder Trachtenpärchen tanzen zu sehen.

Also fuhren wir die höllischen Kurven wieder hoch, um schließlich über Altsglashütten den See „Windgfällweiher“ zu entdecken. Hier tauchten wir in das 19 °C kalte Wasser ein und kühlten unsere aufgeheizten Körper ab (ein Wunder, dass es nicht zischte ...). Die Rückfahrt nach Hürrlingen ging über – natürlich die Berauer Kurven. Ja, und abends grillten wir wieder. Später gesellten sich noch die Wirtsleute mit selbst gebranntem Obstler zu uns, so dass es jetzt inzwischen 22.00 Uhr ist.

Morgen früh fährt Bert als Erstes nach Bonndorf zu Motorradwerkstatt, um sich zwei neue Reifen abzuholen. Die Straßen oder vielmehr die Kurven hier haben sämtlichen Profil weg gefressen. Den Termin organisierte sich Bert in der Zeit, als Andreas und ich doch wieder ein kleines Schläfchen auf der Wiese kurz nach Bonndorf abhielten – es sollte das letzte in diesem Urlaub sein.

5. Urlaubstag, Mittwoch, 4.7.01 18.20 Uhr

235 gefahrene Kilometer

Der Tag begann einmal ganz ungewöhnlich, denn wir starteten alle Drei zu unterschiedlichen Zeiten von der Ferienwohnung. Bert war der Erste, er hatte ja um 8.00 Uhr seinen Werkstatttermin in Bonndorf, um Fazzy komplett neu besohlen zu lassen. Mir dagegen ging beim Zähneputzen das Provisorium von meiner künftigen 3/8-Krone ab – und damit konnte ich nicht los fahren. Zu stark ist die Gefahr, dass der letzte stehende Zahnrest abbricht, die bereits fertig gestellte, nicht unerheblich teure Keramikkrone wäre umsonst gewesen. Also suchte ich mit Frau Gisi den nächst erreichbaren Zahnarzt. Der in Ühlingen hätte mich erst Nachmittag dran nehmen können; in Grafenhausen bin ich jedoch fündig geworden. Hier konnte ich gleich hinkommen und fuhr auch gleich los – Andreas wenig später. Getroffen haben wir uns schließlich beim Cafe Drehzahl, von wo es gemeinsam weiter ging.

Auf irgendwelchen Querstraßen gelangten wir mitten in das Albtal, so dass wir zunächst einmal über die Teufelsküche bis nach Tiefenstein kurvten. Dort wählten wir den Abzweig nach Görwihl. Wieder schlängelten wir uns quer rüber bis nach Todtmoos. Schon auf dieser Strecke hatten wir etliche Kurven hinter uns gelassen und ich dachte, dass wir nun gleich zum Mittagessen fahren (nach Moppeds füttern). Doch falsch gedacht: ein paar schöne Kurven des kompletten Wehratales waren noch in beiden Richtungen abzuarbeiten, bevor wir endlich beim Chinesen am Ortseingang von Todtmoos einbogen. Das Essen schmeckte wieder genauso lecker wie im vergangenen Jahr.

Nun waren Ross und Reiter gestärkt für den nächsten Ritt: Auf zum Bergwildpark Steinwasen. Natürlich nicht zum Park an sich (auch wenn dort in diesem Jahr eine riesige Hängebrücke eingeweiht wurde), sondern zu unserer Rodelbahn. Dort war mäßig Betrieb. Insgesamt rasten wir vier Mal nach dem bewährten Motto: „Wer bremst, verliert!“ runter. Nur ein Mal wurden Bert und ich – ausgerechnet bei einer familieninternen Wettfahrt – von absoluten Schnecken eingebremst. So ist halt das Leben!

Von der Rodelbahn aus stürzten wir uns mit Gebrüll auf das nächste Vergnügen: die Bergrennbahn zwischen Schauinsland und Langackern. Nicht nur den Männern machten - bis auf wenige Überholmanöver – die Kurven richtig dolle Spaß. Auch ich fand riesen Gefallen daran, wenn auch etwas langsameren. Doch wieder mussten Bert und Andreas nicht allzu lange auf mich warten. Wobei das ja nicht wichtig ist! Wichtig ist nur das Heil Ankommen!

Natürlich ging’s die Rennbahn einmal runter, einmal hoch – dann schlugen wir über das wunderschöne Münstertal unseren Heimweg an. Auch dort erwartete uns eine Kurve an der anderen – neben all den grünen und blühenden Wiesen. Und gerade, als Bert per Funk meinte: „So, das war’s jetzt mit der schönen Strecke!“, begann als Ouvertüre noch reichlich schöne Wedelkurven, die sich auch richtig gut fuhren. Letztendlich kamen wir nach 17.00 Uhr in Hürrlingen an.

Und da wir heute aufs Schwimmen verzichtet haben, gönnten wir uns ein paar kühlende Runden im Wassertretbecken nach Kneipp. Nur auf den stechenden Schmerz vor Kälte habe ich umsonst gewartet – wahrscheinlich war es einfach zu heiß! Jetzt im Moment grillen wir zum letzten Mal, denn morgen soll es in die Schweiz gehen und Freitag wollen wir das Bikertreffen in Tiefenhäusern besuchen.

6. Urlaubstag, Donnerstag, 5.7.01       22.25 Uhr

297 gefahrene km

Ein langer und heißer Tag liegt hinter uns. Zwar fuhren wir erst gegen 10.00 Uhr los, kamen dafür aber 12 Stunden später wieder im Haus Gisi an. Gleich nach dem Frühstück fuhr ich erstmal nach Grafenhausen mit meiner Chipkarte, um das Provisorium-Einkleben nicht voll aus der eigenen Tasche bezahlen zu müssen.

Bei meiner Rückkehr trampelten allerdings die Männer schon ganz ungeduldig: Los – los! Zum Eingewöhnen gab’s die Runde Riedern – Witznauer Mühle – Berau – Riedern - Witznauer Mühle. So eingeschossen, fuhren wir nach Tiengen zur Rundum-Pflege vom Yammi, Fazzy und Goldi. Zuerst reichten wir das „Futter“, gleich danach folgte die Motorradwäsche. Nun glänzten sie wieder, unsere braven Lotten.

Beim Yamaha/Honda-Händler schauten wir uns ein paar Modelle an, aber zum Probefahren hatten die Männer letztendlich doch keinen Bock. Lieber nutzten wir die Pause zu einem frühen Mittags-Imbiss, um uns dann endlich wieder auf die Piste zu begeben: Tiengen – Gurtweil – Indlekofen – Bannholz – Niedermühle. Und schon befanden wir uns „rein zufällig“ mitten im Albtal. Hier zählte nur eines: Wedeln durch die Teufelsküche und später auch Flutschen  die Tunnel bis kurz vor Albbruck. Weul’s so schön war, ging’s gleich wieder Retour bis Tiefenstein. Diese Schlucht mit den so genannten Hinkelsteinen als Leitplanken ist eben faszinierend. Und was man so beim Vorbeihuschen von der Landschaft sieht, ist eben auch sehr reizvoll.

Über Nieder- und Oberwihl – Rickenbach gelangten wir schließlich bei Wehr auf die B 518, wo wir links einbogen und auf Bad Säckingen zusteuerten. Eine schöne schnelle & kurvenreiche Strecke (wie so viele im Südschwarzwald ...). Kurz vor der Grenzstadt ist in der Karte ein Bergsee eingezeichnet – gefunden haben wir ein „Waldbad“, schlicht ein Freibad. Das nahmen wir aber auch gern, um ein bisschen im kühlen Wasser zu tummeln. Es war nämlich recht heiß!

Bad Säckingen bzw. die schweizer Grenze passierten wir ohne Probleme. Aber dann!!! Dadurch, dass man in der Schweiz ja nur 80 km/h auf der Landstraße fahren darf, zudem die Schweiz sehr dicht besiedelt ist, also ständig die Fahrzeuge auf 60 bis 50 km/h gedrosselt werden müssen, kamen wir nur sehr mühselig vorwärts. Zudem belastete uns die enorme Hitze. Nur wenige Straßenstücke fanden wir bis Olten, die sogar ein paar niedliche Kurven parat hielten.

9 Jahre alt und 50.000 Kilometer auf dem Buckel

Von Olten bis Solothurn ging es aber nur noch geradeaus mit einem Nest am anderen – und das auf etwa 30 Kilometern! Ich beobachtete in dieser Zeit schon regelmäßig Yammis Kilometerstand, der sich mit großen Schritten auf die magische „50.000-Kilometer“-Marke bewegte. Zuvor jedoch suchten und fanden wir beim zweiten Anlauf in Solothurn Andrea in ihrem Büro. Da sie nichts von unserem Abstecher wusste, schaute sie umso erstaunter ihren Bruder an, der da auf einmal mitten im Büro stand. Sie hatte auch gerade Feierabend, so dass sie uns den Weg zu ihrer Wohnung wies und wir uns dort trafen.

Auf einen Kaffee blieben wir bei Andrea, die eine recht hübsche Wohnung hat. Als ich dann unten auf den Kilometerstand schaute, fehlten genau noch 1.000 Meter bis zu dem gewissen Kilometerstand. Die schaffte ich mit ein wenig hin und her fahren. Und so kam es, dass alle drei Besitzer – Andrea, Bert und meine Wenigkeit – von Yammi (Erstzulassung am 21.07.92) die 50.000-Marke erlebten. Das war das eine und andere Foto wert.

Die Fahrt zurück nach Olten war etwas verträglicher als hinzu, weil es sich 1. etwas abgekühlt hatte und 2. weniger Verkehr herrschte. In Olten fanden wir relativ unkompliziert das donnerstägliche Bikertreffen. Da war was los! Um die 100 Motorräder aller Art und Couleur tummelten sich auf extra abgesperrten Parkplatz. Während des Bratwurst-Essens wanderten wir die Reihen ab und nahmen auch den einen oder anderen abgefahrenen Reifen unter die Lupe. Wie weit ist der rum,? – Eine interessante Frage, lässt doch die Antwort darauf schließen, mit welcher Schräglage die Fahrer um die Kurven schießen. Aber wir wunderten uns auch schon ein wenig, warum ein beständiges Kommen und „Gehen“ angesagt war. Als wir uns später nach der ausgiebigen Motorrad-Schau gegen 20.00 Uhr Richtung Ferienwohnung verabschiedeten, wussten wir, warum: Auf den nächst folgenden, super ausgebauten Kurven veranstalteten die Biker regelrechte Wettfahrten nach dem Motto: Wer kommt am schrägesten durch die Kurven? Es gab sogar richtige Zuschauerreihen! Da hat schon Spaß gemacht, dort entlang zu fahren.

Über das hübsche Städtchen Laufenberg, wo wor auf der schweizerischen Seite unsere Moppeds noch einmal betankten, gelangten wir zurück nach Deutschland. Endlich wieder richtig fahren! Bert wählte die Strecke über das Albtal, Bannsdorf, Witznauer Mühle und über Berau nach Hürrlingen. Da es inzwischen fast 22.00 Uhr schlug, wurde es zunehmend dunkler. So kam es, dass ich zum ersten Mal richtig auf das Licht von meiner Yammi angewiesen war. Na ja, so lala ging es – zumindest kam ich heil in der Ferienwohnung an.

7. Urlaubstag, Freitag, 6.7.01              23.00 Uhr

Bert: 305 km, Andreas & ich 260 km gefahren

Yammi wird „rund“ gefahren

Wieder liegt ein sehr heißer Tag hinter uns. Am Tag fuhren wir noch einmal die meisten unserer Lieblingsstrecken gemütlich ab – so zu sagen zum Abschiednehmen. Doch bevor es richtig zur Tour los ging, hielt Bert vor den Berauer Kurven an: Er und Andreas wollten/sollten jeder mal eine Runde mit Yammi fahren, damit sie mal einschätzen können, wie ich mich mit meinem Maschinen in den Kurven oder beim Gasgeben fühle. Da ich die Gelegenheit zum Foto machen nutzen wollte, nahm mich Bert ein Stück nach unten mit. Oje, da fühlte ich mich überhaupt nicht wohl. Arme Yammi – wurde richtig rund gefahren vom Bert! Andreas tobte sich natürlich auch noch aus auf Yammi.

Als wieder die gewohnte Reihenfolge hergestellt war (Bert als Leithammel, Andreas als Mittelstürmer, meine Wenigkeit als „Rücklicht“), konnte die Tour auf den Spuren unserer Lieblingskurven los gehen.  Sie begann mit dem Albtal inklusive Tunnel und Teufelsküche und führte weiter mitten durch das Münstertal. Direkt im Ort Münstertal entdeckten wir ein Bienenmuseum. Das hätten wir uns sogar gern angeschaut. Aber leider – es hat nur Mittwoch, Samstag, Sonntag und an allen Feiertagen und dann auch nur von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Na dann eben nicht!

Schnelle Männer nach Trainingswoche

Vom Münstertal aus ging’s kurvenreich (muss ich das überhaupt noch extra betonen?) direkt mitten auf die Bergrennbahn von Schauinsland. Diese fuhren wir zunächst runter, um dann von ganz unten bis nach ganz oben zu düsen. Den Männern merkte man die Trainingswoche sehr deutlich an, denn sie waren wirklich sehr schnell unterwegs. Ich hatte ja am Abend vorher noch einmal theoretische Unterweisungen von Andreas bekommen, wie ich Kurven ansteuern sollte, damit ich die Geschwindigkeit etwas erhöhe: „Schaue immer nur konsequent zum Ende jeder Kurve, dann fährst du auch dorthin und kommst automatisch rum!“ – Na gut, ich versuchte schon, den Ratschlag zu beherzigen. Und die Schräglage klappte dann auch besser. Aber viel mehr Geschwindigkeit bekam ich nicht drauf. Was soll, bin ja schließlich keine Rennfahrerin.

Nach der Bergrennbahn folgte Mastzeit in dem Restaurant vom Bergwildpark Steinwasen – ohne Rodeln. Wir wollten tatsächlich nur essen. Frisch gestärkt versuchten wir, den Todtnauer Wasserfall zu finden, doch das gelang uns nicht. Entweder, man kommt dort gar nicht hin, oder wir haben an der falschen Straße gesucht.

Wir fuhren indes weiter oder vielmehr ganz langsam Richtung Tiefenhäusern: So über den ersten Teil Münstertal, über Präg und schließlich zum absolut letzten Mal durch das Albtal bis kurz vor Albbruck und wieder Retour bis zum Abzweig nach Banndorf. Die Teufelsküche hat es eben den Männern angetan – ich hoppelte wie gewohnt hinterher! Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass je schneller die Männer werden, ich proportional langsamer werde!

In Tiefenhäusern schauten wir nach dem Bikertreffen, welches Freitag/Samstag stattfindet. Wir waren jedoch viel zu zeitig dort (gegen 17.30 Uhr). Da war noch überhaupt nichts los. Nach einer kleinen flüssigen Erfrischung machten wir uns auf dem Weg nach Hürrlingen, wobei Bert noch eine Flasche Cinzano für mich besorgte. Wir sollten aber nicht so schnell zum Trinken kommen ...

Freitag, der 13.? - oder was?

Als wir uns nämlich am Hause Gisi trafen, wollten Andreas und ich endlich mal am Schlüchtsee (bei Grafenhausen) baden gehen. Bert dagegen hatte noch nicht genug; er wollte unbedingt noch eine Runde richtig heizen! Was er dann auch auf 55 Kilometern tat (zum Teil mit hohem Risiko), aber dann aprupt zum Auto gerufen wurde.

Andreas und ich fuhren nämlich zum Baden, schwammen dabei einmal quer rüber über den wirklich hübschen Schlüchtsee bis hin zu einer Art Sprungplattform. Dort versuchte Andreas einen Bomber zu springen, rutschte jedoch aus, schleuderte mit seinen Armen und Beinen zum Ausgleichen rum – und kugelte sich dadurch die linke (wieder einmal) Schulter aus! Von allein wollte sie nicht wieder zurück, also mussten wir das Rote Kreuz rufen. Und Bert auf jeden Fall eben auch. Das Ende vom Lied: Andreas wurde die Schulter im Kreiskrankenhaus in Stühlingen eingerenkt und Bert brachte Goldi sicher in den Stall. Nachdem iwr dann auch Fordji wieder im Hof hatten, verstauten wir Yammi und Fazzy abreisefertig auf dem Hänger. Dann fuhren wir nach Stühlingen, unseren Patienten abholen. Er sollte eigentlich stationär bleiben, aber dazu hatte Andreas natürlich keine Lust zu. Leider musste er auch eine Stunde auf uns warten: nur mit Badehose bekleidet und mit einem Handtuch versehen!

Aks wir dann endlich wieder zu Dritt in der Ferienwohnung saßen, gab’s endlich was zu Trinken. Wir wanderten nur noch einmal kurz hoch zum Wassertretbecken – die aufkommenden Gewitter in –zig Kilometern Entfernung beobachten. Doch keines der Gewitter erreichte letztendlich Hürrlingen. Ein stark böiger Wind blies uns angenehme kühle Luft ins Gesucht.

Tja, das war er – der letzte richtige, richtig aufregende Urlaubstag.

8. Urlaubstag, Samstag, 7.7.01  18.06 Uhr

Soeben erreichen wir Dresden. Es ist also nicht mehr weit bis nach Hause. Hier ist es noch warm – und in Baden Württemberg und später auch in Bayern goss es teilweise in Strömen. Mit Andreas fuhren wir heute eigentlich nicht gemeinsam, denn vor den Blumberger Kurven verloren wir ihn. Erst kurz vor Heilbronn fanden wir uns, fuhren dann bis zum nächsten Autohof (bei Kirchberg) gemeinsam und aßen dort zu Mittag. Danach aber verabschiedeten wir uns richtig. Andreas und Goldi hatten ja heute leider einige mehr oder weniger heftige Regenschauer zu überstehen. Bei Cemnitz  schlug er so und so einen anderen Weg in Richtung Prösen ein, wo sein Töchterchen Sandra schon auf ihn wartete (bzw. jetzt im Moment wohl noch warten wird). Wir fahren erst morgen nach Schenkendorf zum Kinder einsammeln.

Früh durfte Bert übrigens noch ein Mal mit Goldi fahren – bis nach Stühlingen. Andreas hatte nämlich noch einen Arzttermin wegen der ausgekugelten Schulter, und da wollte er nun nicht gerade in Motorradkluft vorfahren. Der Arzt schaute ihn sich kurz an, meinte, dass er schnellstens eine OP ins Auge fassen sollte – dann konnte sich Andreas umziehen und die 800-km-Strecke in Angriff nehmen.

Die Woche war ohne Zweifel sehr erlebnisreiche, kam uns sehr lange vor, war aber auch ordentlich anstrengend. Mit tut zum Beispiels mein linker Arm weh. Dennoch ist es schade, dass gerade jetzt der Motorradurlaub zu Ende ist – jetzt, wo wir so gut eingefahren sind. Bevor ich aber wieder fahren kann, muss ein neuer Hinterreifen drauf. Auch ich habe eben trotz alledem reichlich Profil im Südschwarzwald gelassen ...

Zu aller Letzt – ein brennender Pkw

500 Meter vor der Freienhufener Ausfahrt brannte ein Pkw lichterloh. Wir kame nicht mehr vorbei, weil eine Ausfahrt vorher genau vor uns ein Feuerwehrauto auf die Autobahn fuhr. Und noch während Bert überlegte, ob er trotz Blaulicht das Feuerwehrauto überholen dürfte, hatte sich dieses Thema von selbst erledigt: Das Löschfahrzeug fuhr in der Mitte beider Spuren und machte damit sehr deutlich, dass Überholen nicht erwünscht wird. Deshalb stehen wir jetzt (19.15 Uhr) geduldig 500 m vor unserer Ausfahrt in der ersten Reihe und sehen zu, wie ein flambierter Pkw gelöscht wird.

19.31 Uhr – endlich ist eine Spur frei gemacht worden. Der Pkw ist total ausgebrannt. Die etwa 20-jährige Fahrerin konnte schon wieder lachen.

20.00 Uhr – nach 805 Kilometern rollen wir in Cottbus ein. Geschafft – ohne Pannen!!!

Nachtrag, 14 Tage später:

Man schreibt den 21. Juli 2001. Yammi hat Geburtstag. Deshalb führte ich sie ein bisschen aus. Zuerst fuhr ich zum Spremberger Stausee, wo ich auf Bert traf, der so zu sagen voraus gefahren war. Über Rehnsdorf und Löschen fuhren wir zurück nach Cottbus, hatten dort aber noch keine Lust zum Abstellen der Moppeds. Also fuhren wir durch bis nach Sielow und weiter nach Fehrow – Drachhausen. Schon 15 km nach Cottbus kam vor Fehrow die erste angedeutete Kurvenkombination! Etwas „verschärfter“ wurde es kurz vor Drachhausen. Hier liegen sage und schreibe sechs bis acht kleine Kurven rum! Kann uns jetzt einer verstehen, warum wir so gern in den Schwarzwald fahren?!?