Falls jemand nicht weiß, was Südschwarzwald bedeutet, hier mal eine kleine Begriffserklärung: Also, Südschwarzwald heißt soviel wie eine Rechtskurve, dann eine Linkskurve, wieder eine Rechtskurve, eine langgezogene Linkskurve, zur Abwechslung mal eine Rechtskurve, die zur Kehre wird, dann eine doppelte Links, gefolgt von einer Kombination Rechts-, Links-, Rechts-, manchmal auch  Links-, Rechts-, Linkskurve und das ganze wieder von vorn – oder von hinten oder so.
 

1. Tag, Samstag, 10. Juni. 2000
7.02 Uhr starteten wir mit dem Auto in Richtung Schwarzwald, unsere Bikes standen wie schon im vorigen Jahr auf dem Trailer. Nur Andreas musste wieder in den sauren Apfel beißen und die lange Autobahnfahrt auf seiner neuen „Goldi“ absolvieren. Seit früh scheint die Sonne – es soll heute sehr heiß werden. Was aber ganz sicher Andreas mehr zu spüren bekommen wird als wir in unserem klimatisierten Auto. Auf zwei und sechs Rädern bewegen wir uns gen Hochschwarzwald, also etwa 800 km in südwestliche Richtung. Andreas wird uns dieses Mal die gesamte Fahrt über begleiten, denn voriges Jahr war es ihm allein doch zu langweilig. Wir können uns sogar per Funk verständigen, da wir in diesem Jahr mit LPT-Funkgeräten ausgerüstet sind.

Um 8.40 Uhr machen wir eine kurze Rast am Dresdner Tor (Wilsdruff), bei der sich Andreas seiner Kopfhörer entledigte. Sie drückten zu doll – und auf der Autobahn versteht man eh’ nichts. Soviel erst mal zum Thema Funkgeräte. Zwischen 11.40 und 12.30 Uhr wird Mittagspause gemacht. Wie schon im vergangenen Jahr bekamen wir gutes und preiswertes Essen im Landgasthof „Zur Traube“ im Ort Plech. Hier gibt es einen Freizeitpark „Fränkisches Wunderland“ mit Wildgehege. Doch auch heute werden wir keine Zeit dafür haben, denn der Schwarzwald ruft.

19.30 Uhr: Vor 1 ½ Stunden kamen wir ohne Sucherei hier in Hürrlingen an. Fast sofort fanden wir auch unser Ferienwohnung im „Haus Gisi“ (Ortsstr. 26 in 79777 Ühlingen-Birkendorf, Ortsteil Hürrlingen, Tel./Fax 07743/306). Andreas war fix und fertig – kein Wunder, denn so eine große Tour – 786 km – hatte er noch nicht mit seiner Triumph gefahren.
Jedenfalls ruhte er sich aus (inklusive Duschen), während wir Fordji entluden. Laut lachten die neugierigen Dorfbewohner (der Hausherr und Nachbarn), als wir unsere 2 Kisten Köstritzer Schwarzbier ausluden. „Die bringen das Bier nach Hürrlingen! Wir haben doch selbst eine Brauerei!“ – war der Kommentar. Doch Bert machte ihnen schnell klar, dass wir nicht irgendein Bier, sondern lieber Schwarzbier trinken wollen.
Kurz, nachdem wir fertig mit Entladen waren und die Bikes unterm Holzschuppen standen, begann das lang angekündigte Gewitter, sogar mit Hagelkörnern. Das hatten wir echt gut gepackt. „Das war eine Punktlandung!“

Nun noch ein paar Worte zu unserer Ferienwohnung. Unsere Wirtin – Frau Gisi – gab uns die größere Wohnung, weil sie in der kleineren zur Zeit zwei Norweger beherbergt (Kraftfahrer, die mithelfen, die schweren Sturmschäden zu beseitigen). Jetzt haben wir ein Schlafzimmer, eine Wohnküche, ein Wohnzimmer und noch ein Zimmer mit zwei Einzelbetten sowie ein Bad und eine Toilette. Auch die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig: Fernseher, Radio, Elektroherd, Kaffeemaschine, viel Geschirr ... Also – alles in allem eine ausgezeichnete Ferienwohnung. Wenn jetzt das Wetter noch stimmt, brauchen wir uns um den Spaß nicht sorgen.

Pfingstsonntag, 11. Juni 2000  2. Tag 135 km (Bert +100 km)

„Das hier ist kein Gasthaus, sondern ein Masthaus!“ – Zitat Andreas nach dem gestrigen Besuch im Gasthof „Zum Hirschen“ wenige Schritte vom Ferienhaus entfernt. Denn die Portionen sind hier scheinbar abgestimmt auf Holzfäller, die mindestens zwei Tage ununterbrochen gerackert haben. Und das Ganze dann auch noch zu zivilen Preisen, also total zu empfehlen.

So, nun zu heute zu unserer ersten Tour, die sich sehr gut anließ, aber nicht ganz so glücklich für mich aufhörte. Als wir früh gegen 10.00 Uhr losfuhren, hatte ich das Gefühl, dass sich die Männer auf die Kurven stürzten wie ausgehungerte Löwen. Und Kurven gab es wieder in allen Varianten: enge, weite, schnelle, langsame, welche mit Spurrillen, andere schön glatt. So kurvten wir im großen Bogen immer um Hürrlingen herum: Zwischen Bonndorf, Waldshut und dem Schluchsee schafften wir 135 Kilometer. Und ausgerechnet, als wir im Prinzip auf dem Weg wieder zur Ferienwohnung waren – schaffte ich eine Linkskurve nicht und legte mich mit Yammi nach links auf die Seite! Ärger, Ärger. Bloß gut – mir ist nichts, überhaupt nichts passiert. Bei Yammi schlägt da mehr zu Buche: verbogener Lenker, verbogene Fußraste und verbogener Kupplungshebel sowie ein bisschen verschrammte Verkleidung vorn. Nach 10.000 gefahrenen Kilometern musste mir das nun passieren! Zurück in der Ferienwohnung tranken wir auf den Schreck erst einmal einen Kaffee. Schließlich putzten Andreas und ich unsere Moppeds, Bert machte sich auf die Suche nach einer Yamaha-Werkstatt. Er hatte noch lange nicht genug vom Fahren und hinterher 100 km mehr auf den Reifen. Eine Yamaha-Werkstatt fand er jedenfalls in Tiengen, aber das hatten wir in der Zwischenzeit auch schon erfahren. Nun gut, morgen geht das Kurven-Fahren-Lernen für mich neu los. Zum Abschluss diesen Tages grillten wir Steaks und Brote.
 

Pfingstmontag, 12. Juni 2000  3. Tag 276 km

Hach, war das schön heute!!! Sogar das Wetter spielte mit, obwohl Regen und kühle Temperaturen angesagt waren. Bei uns war’s trocken und sehr warm – und das 276 km lang.

10.00 Uhr starteten wir. Unser erstes Ziel hieß Donauversickerung bei Immendingen. Auf dem Weg dahin erlebten wir die Superkurven bei Blumberg. Die Motorradfahrer – vor allen Dingen die Sportheizer – hingen an dem Hang wie die Fliege im Spinnennetz. Denn bei manchen hatte ich das Gefühl, dass sie von früh bis abend immer nur hoch und runter geheizt sind und die Kurven bis zum äußersten Limit austesteten. Wir genossen es nur einmal, denn wir hatten ja noch einige Strecken vor uns.

Bei der Donauversickerung sahen wir lediglich ein paar Strudel, denn die Donau führte durch die reichlichen Regenfälle der vergangenen Tage so viel Wasser, dass keine Chance für eine trockene Stelle war. So konnten wir Andreas nur davon erzählen. Zurück beim Parkplatz rasteten wir kurz; Bert gönnte sich beim Imbisswagen eine in der Mikrowelle aufgewärmte Bratwurst (Brrrrr). Anschließend ging’s weiter nach Aach zum Aachtopf. Hier kommt das bei der Donauversickerung im Untergrund verschwindende Wasser in starkem Schwall als Aachquelle wieder ans Tageslicht. Von Aach aus fuhren wir über die B 31 nach Stockach und weiter nach Meersburg direkt an den Bodensee. Oje, war dort Betrieb heute! Dennoch kämpften wir uns durch und landeten in Meersburg direkt beim Fährhafen. Wir hatten nicht einmal Zeit, uns umzuschauen, denn sofort wurden wir auf die bereitstehende Fähre gewunken. 20 Minuten später landeten wir in Konstanz. Dort steuerten wir zunächst die Insel Mainau an. Allerdings muss man dort vor der Insel parken und schließlich laufen – und dazu hatten wir echt keine Lust, vor allem nach dem Anblick der vielen Reisebusse. Also lenkten wir unsere Bikes Richtung Halbinsel Reichenau, wo wir einmal ringsherum fuhren. In der Mitte befindet sich ein Aussichtspunkt, an dem wir eine kleine Rast einlegten. Zurück fuhren wir dann sogar ein Stück Autobahn, denn es war doch schon etwas spät geworden. Natürlich fuhren wir noch mal die Kurven bei Blumberg. Bert gleich zwei Mal, während Andreas und ich heute nicht mehr unbedingt Lust dazu hatten, denn morgen fahren wir die Kurven noch ein oder zwei oder drei Mal oder so.

In der Ferienwohnung kamen wir gegen 18.00 Uhr an. Nach Duschen und ein paar Schluck Bier und Martini gingen wir in das Gast-(Mast)haus. Jetzt (20.45 Uhr) sind wir in jeder Hinsicht satt und werden bald in’s Bett fallen.

PS: Im Übrigen muss ich noch unbedingt erwähnen, dass wir uns heute zum ersten Mal auf einer Tour per Funk verständigten. Das klappte bis 60...70 km/h auch recht gut, danach werden die Windgeräusche so stark, dass man kaum noch was versteht. Doch bei den Ortsdurchfahrten kann man(n) sich gut verständigen, z.B. Bert zu Andreas: „Schau mal nach rechts – zwei junge Rehe!“ Andreas: „Oh ja, die sehen lecker aus!“ Kommentar vom weiblichen Hintergrund: „Schlawiner!“ – Aber im Ernst: Gerade, wenn Bert mal schnell anhält, um sich auf der Karte neu zu orientieren (er ist nämlich wieder unser bewährter Scout), kann er uns erzählen, wo es als nächstes lang geht. Und überhaupt: man merkt eben mehr vom gemeinsamen Fahren. 
 

Dienstag, 13. Juni 2000  4. Tag  176 km

Nach einem relativ zeitigen Frühstück führte uns der erste Weg zur Yamaha-Werkstatt in Tiengen. Der Mechaniker staunte, wie wenig mir und vor allen Dingen der Maschine passiert war. „Da fuhren wohl vier Schutzengel mit?“ – sein Kommentar. Am liebsten hätte er gleich heute einen anderen Lenker aufmontiert, aber es war dann kein passender da. So bestellte er einen Originallenker für morgen, damit das dann doch wieder in Ordnung gebracht wird. Und eine neue linke Fußraste gibt’s auch. So bin ich morgen also Sozius. Beim Losfahren von der Werkstatt ging Yammi nicht an. Per Funk fragte ich bei den Männern an, was sein könnte. Antwort: Prüfe den Killschalter. Suchender Blick nach rechts, nach links und dann nach unten – aber keinen Killschalter gefunden. Funke: DER GROSSE ROTE RECHTS!!!! Aaachsoo!

Nun steuerten wir die schweizer Grenze an, was hier in dieser Gegend überhaupt kein Kunststück ist, da es an allen Ecken und Enden in die Schweiz geht. So fuhren wir über Grießen – Baltersweil – Jestetten zum Grenzübergang Chlaffental. Der Grenzer hatte heute scheinbar lange Weile, weshalb er sich von uns den Führerschein und den Personalausweis geben und anschließend den Computer nach uns suchen ließ. Natürlich fand er uns nicht – aber ihm fiel auf, dass in meinem Führerschein nur die Klasse 1a, aber nicht 1 stand, ich aber eine große (na ja, immerhin ganz schön groß schon) Maschine fuhr. Also holte er sich noch von mir die Fahrzeugpapiere, bevor er uns deshalb ansprach. Unsere Erklärung, dass eine Cottbuser Beamtin uns gesagt hatte, dass man jetzt nicht mehr extra umschreiben lassen muss, weil nach zwei Jahren Fahrtzeit automatisch die Klasse 1 gilt, genügte ihm immer noch nicht: Er verschwand wieder und telefonierte mit einem deutschen Kollegen. Letztendlich unterstützte dieser unsere Version und wir durften endlich in die Schweiz einreisen. Schon nach wenigen Kilometern gelangten wir zum Rheinfall, zur Neuhausener Seite. Von hier aus nutzten wir das Kombi-Angebot der Schiffe: 1 x Felsanfahrt, 1 x kleine Rundfahrt und 1 x Überfahrt zum Schaffhausener Ufer und wieder zurück. Für 11 Schweizer Franken gönnten wir uns das mal. Und entgegen aller Erwartungen war die so genannte „Kleine Rundfahrt“ fast am Besten, weil der Bootsführer zwei Mal richtig in die Gischt rein gefahren ist. Das war gleichzeitig sehr erfrischend, denn die Temperaturen bewegten sich heute um die 30 bis 33° C. Ganze zwei Stunden brauchten wir, um uns den Rheinfall von rechts, von links, von der Mitte und von vorn anzuschauen.

Schließlich fuhren wir in Richtung Büßlingen wieder aus der Schweiz heraus. Büßlingen schauten wir uns deshalb extra an, weil der dortige Verein der Römer und Clowne enge Beziehungen zu unserer Interessengemeinschaft Cottbuser Carneval geknüpft hat. In den vergangenen Jahren fanden zahlreiche Besuche in beiden Richtungen statt. Vor dem Vereinshaus der Sportler schossen wir dann das Beweisfoto, dass ich auch mal da war. Von Büßlingen fuhren wir fast direkt Richtung Blumenberger Kurven (B 314); nur ein kleiner Einkauf verzögerte etwas das Erreichen der schnellen Kurven. Aber was für ein Bild heute: ein LKW an den anderen! Und das in beiden Richtungen! Ach nee, das machte eigentlich überhaupt keinen Spaß. Lediglich Bert raffte sich nach einem kleinen Snack für ein paar Kurvenfotos auf. Allerdings war die Pause an dieser Stelle überhaupt nicht erholsam, so dass wir uns als nächstes eine Wiese suchten und dort eine Weile ruhten. Erholt von der kleinen Pause fuhren wir über Wutach/Ewattingen, Döggingen und Reiselfingen zur Schattenmühle. Dort kreuzt zum einzigen Mal eine Straße die Wutschschlucht. Doch Lust, ein Stück reinzuwandern, hatten wir mit den Motorradklamotten beileibe nicht. Dafür entdeckte ich eine kleine Furt, worüber ich die Männer für ein Foto scheuchte. Nach der Schattenmühle ging’s über Bonndorf nach Rothaus, wo sich die hiesige Staatsbrauerei gleichen Namens befindet. Das beeindruckende Gebäude steht auch gleich an der Straße. Dennoch scheint Öffentlichkeit nicht sehr gewünscht, denn es gibt wohl nur noch ab und zu angemeldete Führungen durch die Brauerei. So vertrödelten wir keine weitere Zeit dort, zumal ein gewaltiger Donnerschlag ein nahendes Gewitter ankündigte. Über Grafenhausen – Birkendorf – Ühlingen gelangten wir trocken nach Hürrlingen. Und pünktlich kurz nach unserer Ankunft ging das Gewitter mit starkem Regen und zum Teil wieder Hagel los. So gefiel uns das, auch wenn wir mit unserem Grillen ein wenig Geduld beweisen mussten. Doch auch das bekamen wir im Laufe des Abends in die Reihe.
 

Mittwoch, 14. Juni 2000 5. Tag  210 km

In der Nacht hat es noch dolle geregnet. So war der Himmel heute morgen noch recht bedeckt; die Temperaturen waren merklich gesunken. Am Tag über hatten wir vom reinen Sonnenschein über wolkenverhangenem Himmel bis hin zu Landregen alles vertreten. Bis Mittag wollten wir noch zu dritt fahren, danach sollte ja der Lenker und die Fußraste an Yammi gewechselt werden. Also nahmen wir uns das Albtal von St. Blasien für Vormittag vor. Dazu fuhren wir zunächst über die Strecke Ühlingen – Birkendorf – Grafenhausen, denn zwischen den beiden letzt genannten Orten hatte ich gestern ein sehr schönes Fotomotiv entdeckt – eine originelle Werbung für einen Gasthof. Ab Grafenhausen ging’s über Schönenbach direkt zum Schluchsee, welchen wir uns erst von der einen und schließlich von der anderen Seite anschauten. Weiter ging es dann nach St. Blasien, von wo aus wir in das Albtal  mit seinen wirklich tollen Kurven fuhren. Einziger Haken: der Straßenbelag ist sehr schlecht. Allerdings stellten wir wenig später fest, dass schnelles Fahren eh’ nicht so Gesund wäre, da die Kurven nicht nur reichlich vorhanden, sondern auch halsbrecherisch schmal sind. Das schlimmste und gleichzeitig schönste Zicke-Zacke gab’s bei der so genannten Teufelsküche: Wer sich an dieser Stelle irrt oder nicht konzentriert, kommt ganz bestimmt in Teufels Küche. Auf dem letzten Stück Albtal bis runter nach Albbruck überraschte uns die Strecke mit fünf Minitunneln. Deshalb drehten wir in Albbruck sofort um und fuhren die Tunnelstraße bis Tiefenstein retour. Unterwegs war wieder einmal Fototime angesagt – was sich per Funk super macht. Aber ab und zu gibt es doch mal Missverständnisse: die Männer waren einmal hin und zurück durch einen Tunnel gefahren und wollten durch einen anderen noch einmal fotografiert werden und blieben darum auf der anderen Seite stehen. Ich sagte jedoch: „Der Film ist voll. Ich muss Filmwechsel machen“ und ging davon aus, dass Bert daran dachte, dass er die komplette Fototasche im Koffer hat. Ich verstand ja auch: „Ist in Ordnung. Wir reisen an!“ und wartete, und wartete, und wartete. Irgendwann: „Wo bleibt ihr denn nun?!“ Erst jetzt bekamen die Männer mit, dass ich gar keinen Filmwechsel machen konnte und waren ruckzuck da. Bert hatte nämlich gesagt: „Ist in Ordnung. Wir halten an!“ und wartete mit Andreas um die Ecke. So viel zu den kleinen Tücken des Funkverkehrs.

Bei Tiefenstein verließen wir nach rechts die Teufelsstrecke und fuhren über Unter- und Oberalpfen, Bannholz sowie Ay nach Tiengen. Ganz tolle Kurven gibt es übrigens auch in Bannholz und kurz vor Gartweil. In Tiengen aßen wir direkt gegenüber der Werkstatt (Autohaus Waser) eine kleine Mahlzeit. Zum „Kompott“ wuschen wir Yammi und Fazzy in einer Selbstwaschanlage. Erst danach statteten wir der Werkstatt einen Besuch ab. – Und tatsächlich konnten wir darauf warten, dass Yammi – nach knapp 46.500 km – einen neuen Lenker erhielt. Nur die Fußraste kam nicht mit.

In der Wartezeit überlegte sich Andreas, dass er mal von dem verlockenden Angebot Gebrauch machen und eine Probefahrt mit einer „Yamaha XJR 1300“ unternehmen könnte. Dazu unternahmen wir eine kleine Runde, die wir allerdings wegen einer entgegenkommenden Regenwand etwas verkürzten. Andreas war voll begeistert!

Mit neuem Lenker und wieder der Triumph in unserem Bunde versuchten wir, der schwarzen Regenwolke von rechts zu entkommen. Leider gelang uns das nicht ganz – nach Oberwiehl bei Süßloch mussten wir anhalten, denn es tröpfelte recht stark von oben. Glücklicher Weise stand dort gerade ein Fußballplatz mit Sportlerheim und breitem Dach, welches uns Schutz vor der Nässe bot. Knapp eine Stunde verharrten wir dort und zogen doch letztendlich die Regenkombis an. Dann nieselte es jedoch nur noch ein bisschen und hörte wenig später auf. Nach Waldshut war die Straße pupstrocken. Und deshalb bogen wir an der Witznauer Mühle nach Links ab Richtung Bogensee. Aber nur die ersten Kurven lang, die wunderbar ausgebaut sind. Außerdem entdeckte ich eine richtige Felslandschaft, die wir natürlich gleich als Fotomotiv nutzten. Danach ging’s auf dem direkten Weg nach „Hause“. Ich war auch richtig krocky, obwohl wir heute nur 210 km gefahren sind. Aber irgendwie war das heute nicht mein Tag. Ich hatte zuviel Angst in den Kurven. Morgen wird’s hoffentlich besser, die Männer bearbeiten mich schon ordentlich.

 

Donnerstag, 15. Juni 2000 6. Tag  404 km

Oje – 12 ½ Stunden, 404 km sowie 2.448 Kurven (oder waren es doch 2.449?) liegen hinter uns. Den Männern schmerzt besonders der Pöter, mir vor allen Dingen das linke Handgelenk vom vielen Schalten.

Das Programm heute war prall gefüllt – es ergab sich halt so, denn man fährt ja nicht einfach so durch die wunderschöne Gegend, sondern schaut sich auch die eine oder andere Besonderheit an. Manchmal sind es eben ein paar Besonderheiten mehr.

9.00 Uhr fuhren wir los – bei frischen Temperaturen und trockenen Straßen. Über Grafenhausen – Rothaus gelangten wir zum Schluchsee, liegen den aber rechts liegen und kurvten weiter über St. Blasien – Bernau – Schönau nach Todtnau. Dort gibt es den „Hangloch Wasserfall“ und wir entschieden uns, das gute Stück einmal von der Nähe anzuschauen. Dazu bogen wir von Todtnau zunächst Richtung Kirchzarten ab und schließlich rechts auf den Todtnauberg. Irgendwann kommt dann ein kleines Holzschild, welches nach rechts auf den Wasserfall verweist. Dort führt ein winziges Strässchen ein Stück runter. Dann versagt ein wenig das Schildersystem – jedenfalls muss man gleich bei der ersten Weggabelung rechts über die Brücke fahren und sich dort einen Parkplatz suchen. Über die Brücke zurück und gleich links geht’s dann direkt zum oberen Teil des Wasserfalls.  Der „Hangloch Wasserfall“ ist einer von den sehr Schönen, denn das Wasser fällt aus etwa 30 bis 40 m Höhe nach unten. Bert stieg sogar noch die Stufen bis ganz runter, um von unten zu fotografieren. Andreas und ich blieben oben als Fotomotiv stehen (das war auch weniger schweißtreibend!). Wieder beisammen mit dem schwitzenden Bert wanderten wir zurück zu unseren treuen Bikes – und stürzten uns ins nächste Vergnügen: die Sommerrodelbahn von Steinvasen.

Dort war so gut wie kein Betrieb, als wir kamen. Selbst der Sessellift stand still. Da kam uns ein Vati mit seinem Sohn entgegen, der sowohl zu seinem Sohn als auch irgendwie zu uns sagte: „Vergiss den Laden. Hier ist ja überhaupt nichts los!“ „Bloß gut!“ – war unsere Antwort darauf, denn so konnten wir wenigsten ungestört rodeln, ohne Schnarchnasen in den Kurven. Wir entschieden uns für zwei Fahrten pro Person (6 x kostet 25,- DM) – und schon ging’s hoch mit dem Sessellift und rucki-zucki mit dem Rodel wieder runter nach dem Motto: „Wer bremst, verliert!“. Die zweite Fahrt verging ebenso schnell, doch noch einmal wollten wir nicht rodeln (trotz Spaß), denn es war ersten Mittagszeit und wir hatten noch einiges vor uns.

Nach der Mittagsmahlzeit im Bistro von Steinvasen warfen wir uns frisch gestärkt auf die Kurven in Richtung Schauinsland. Zuerst fuhren wir daran vorbei bis runter zum Ort Langackern und dann wieder hoch bis Schauinsland. Das war richtig Arbeit, denn die ganze Strecke besteht ja nur aus Kurven! Oben tranken wir erst mal einen Kaffee und ruhten uns ein wenig aus. Beim Bezahlen fragten wir den ältlichen Kellner nach dem richtigen Verlauf der ehemaligen Bergrennstrecke, da unsere Karten dazu gewisse Differenzen aufweisen. Oh – da waren wir an den Richtigen geraten. Am liebsten hätte er sich zu uns gesetzt und uns alles über die Bergrennen und deren Meister erzählt, so geriet er ins Schwärmen. Aber auch ins Schimpfen, weil Umweltpolitiker 1986 durchgesetzt hatten, dass es dort keine Rennen mehr geben darf. Es waren übrigens keine Motorradrennen, wie wir dachten, sondern Autorennen, die unten in Langackern starteten und unterhalb von Schauinsland ans Ziel kamen (mehr oder weniger). Zum Schluss meinte der rennbegeisterte Kellner: „Das Rennen haben sie aus Umweltschutz-Gründen verboten. Aber jetzt stehen die Autos zum Teil in beide Richtungen Schlange und verpesten die Lust!“ Wo er Recht hat, hat er Recht, denn einmal im Jahr so ein Ereignis hat bestimmt nicht dem Wald mehr geschadet als die vielen Busse, Autos und Motorräder, die sich täglich hochschrauben.

Nach dem Käffchen verabschiedeten wir uns vom Schauinsland und seinen legendären Kurven und fuhren auf dem kürzesten Weg rüber nach Gießhübel – Münstertal – das Tal unserer nächsten Fahrbegehrlichkeiten. Das Tal bis runter nach Utzenfald wird zum einen in der Karte als „landschaftlich besonders empfehlenswert“ (oder sehenswert?) ausgewiesen und wurde uns zum anderen vom bikenden Ferienhaus-Nachbar warm ans Herz gelegt. Und außerdem stand die Strecke bereits im vergangenen Jahr auf unserer Wunschliste. Erwartungsgemäß war es sehr schön – wie die vielen anderen Täler und Hochplateaus hier in dieser Gegend. Es ist unmöglich, ein Stück besonders hervorzuheben und als die schönste Strecke zu bezeichnen. Es gibt höchstens Lieblingskurven, wie beispielsweise die Kurven von der Witznauer Mühle hoch in Richtung Beran (und runter natürlich auch wieder). Von Utzenfeld aus wählten wir unsere nächsten Kilometer nach Schönau und von dort links über Tunau in Richtung Hochkopf. Dieses kleine Strässchen entpuppte sich als äußerst schmales, hoppliges Teerband. Wir waren jedoch nicht falsch gefahren, denn es kam zu guter Letzt auch noch Gegenverkehr! Wir befanden uns tatsächlich noch auf einer öffentlichen Straße ...

Die Hauptstraße nach Todtmoos verließen wir gleich wieder nach rechts Richtung Mambach – die nächsten Kurven und Kehren mitnehmen. Auf dem Stück dort legten wir noch einmal eine ½ Stunde Pause ein, denn mir taten die Handgelenke und Knie weh. Zwei Bananen sowie ein Viertelstündchen Schlaf brachten die nötige Erholung. 

Jetzt merke ich gerade, dass ich mich mit dem Finger auf der Landkarte etwas verfranzt habe, denn ich habe unseren Abstecher über Bodenweiler hoch zum „Blauen“ in 1.165 m Höhe unterschlagen. Dabei hatten wir so eine schöne Aussicht dort oben, weil wir sogar noch auf den Aussichtsturm gestiegen sind. Kaffee gab’s leider nicht – die Gaststätte dort oben war leider zu und verrammelt. 

Ab Mambach bewegten wir uns so langsam gen schweizer Grenze, denn in Olten findet jeden Donnerstag ein Bikertreff statt. Dies wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. In Bad Säckingen passierten wir ohne Probleme die Grenze – die Grenzer winkten uns durch. Über Frick in Richtung Sissach fahrend gelangten wir auf die B 2, die uns direkt nach Olten führte. Bzw. bis kurz davor, denn ab ca. 5 km vor Olten beginnt das Bikertreffen – an allen möglichen Kurven standen die Moppeds samt Anhang rum. Leider begann es auch genau dort mit Regnen, so dass es für uns eine sehr feuchte Begrüßung wurde. Auf dem Parkplatz einer Gaststätte vor Olten waren dann massenweise Bikes versammelt – der Parkplatz war extra für die Kräder abgesperrt. Der Regen hörte dann erst einmal auf. Wir nutzten die Gelegenheit, unsere Maschinen in die Massen einzureihen (wir wurden eingewiesen), eine Bratwurst für jeden zu kaufen und beim Essen die anderen Motorräder anzuschauen. Auf einmal ging jedoch wieder eine ordentliche Husche runter. Wir fanden mehr Recht als Schlecht einen Schirm, der uns so lala Schutz vor den niederprasselnden Tropfen bot. Als der Hahn oben wieder zugedreht wurde, wurden unten dafür zahlreiche Gashähne aufgedreht. Der Platz lichtete sich zusehens. Auch wir entschlossen uns zum Aufbruch – und vergaßen dabei leider das Beweisfoto!!! Darüber ärgerten wir uns hinterher wirklich, doch das war leider nicht mehr zu ändern.

Zurück über den Grenzübergang Laufenberg nutzten wir die Schleichwege des bikenden Nachbarn, welcher übrigens wie viele andere hier aus der Gegend in der Schweiz „schafft“. Ab Laufenberg nahmen wir die B 34 bis Teengen, um schnell nach Hause zu kommen. Danach freuten sich die Männer noch einmal auf die Kurven von Steintal. Ich hing mächtig hinterher, aber ich war auch total krocky. Kurz nach 21.30 Uhr kamen wir in Hürrlingen an. Familie Gisi feierte gerade noch mit Angehörigen und Nachbarn draußen auf dem Hof das St. Antonius-Fest. Doch dafür hatten wir keinen Geist mehr – wir wollten nur noch raus aus den Lederklamotten und in Ruhe bei Bier oder Cinzano den Tag verdauen.
 

Freitag, 16. Juni 2000 7. Tag  170 km

Mit zeitig Aufstehen war heute natürlich nichts. Obwohl wir dann doch "schon" gegen 10.30 Uhr zu unserem letzten Motorradfahrtag im Hochschwarzwald aufbrachen. Zu Beginn besuchten wir die Freiheitsstatue in Berau (muß man nicht wirklich gesehen haben), ein Nachbau eines Amerika-Freeks. Nach Berau kamen gleich die Lieblingskurven von Bert und Andreas, die uns bis zur Witznauer Mühle brachten.

Über Weilheim – Rohr – Heubach gelangten wir zur B 500, die wir aber nur bis Bannholz tangierten. Dann ging’s weiter quer rüber (mit einem kleinen Abstecher in Richtung Dachsberg) zum Eingang der Wehratales von Todtmoos aus. Irgendwo auf der Fahrt besichtigten wir noch die größte Gletschermühle (s. Foto). In Todtmoos entdeckte Bert am Ausgang ein Chinarestaurant – schlagartig bekamen wir Appetit und aßen dort gut zu Mittag.

Nach Fotosession im Wehratal und Stausee fuhren wir das Tal einfach wieder zurück bis nach Todtmoos. Von dort führt eine Querstraße rüber nach Bernau – ein schönes Stück Straße mit weit ausgebauten Kurven und vielen blumigen Wiesen rechts und links. Kann sein, dass sich ein Pkw von den vielen schönen Wiesenblumen betören ließ, jedenfalls lag er links unten im Straßengraben. Der Rettungswagen war schon da, die Polizei kam gerade.

Nett war auch die Straße rüber zum Schluchsee, obwohl dort zur Zeit noch sehr die Forstarbeiter mit dem Aufräumen der Sturmfolgen vom 2. Weihnachtsfeiertag zu tun haben. Dabei gerät natürlich einiger Dreck auf die Fahrbahn. Schließlich fuhren wir den Schluchsee endlich einmal über die gesamte Länge entlang und bogen in Richtung Grafenhausen ab. Unterwegs verständigten wir uns, dass wir in Birkendorf schauen wollen, ob wir etwas für die Kinder zum Mitnehmen finden. Doch Birkendorf ist dafür gänzlich ungeeignet. Eher wäre Ühlingen noch etwas gewesen, aber da war’s mit unserer Lust vorbei. Wir hatten Kaffeedurst und fuhren dazu direkt weiter nach Hürrlingen. Auf 170 km hatten wir es bis dahin schon wieder gebracht – für mich war damit Schluß. Insgesamt war ich an diesen 6 Tagen 1.371 Kilometer auf meiner Yammi unterwegs – leider mit Sturzerfahrung und deshalb die ganze Woche ziemlich unsicher in den Kurven. Aber wie sagen so schön die Männer? – Üben, üben, nochmals üben. Na klar, das wird schon noch werden.

Bert und Andreas hatten dagegen nach dem Kaffee noch nicht genug: Sie gaben ihrem Affen noch einmal Zucker und heizten durch das Teinatal und überhaupt rings um Hürrlingen herum zur Abschiedstour. Auf 60 Kilometer tobten sie sich so aus, bevor sie brav die flotten Pferde auf den Hof lenkten. Bert hat somit insgesamt 1.533 Km auf Fazzy im Schwarzwald verbracht. Bei Andreas stehen 1.433 km auf der Schwarzwaldrechnung. Doch bei ihm kommen ja noch An- und Abfahrt mit jeweils 790 km hinzu ...

Den Abend verbrachten wir mit dem Verpacken der Motorräder, Abendessen und Quatschen. Frau Gisi schoss noch ein Abschiedsfoto von uns, welches sie in das Gästebuch kleben möchte.
 

Samstag, 17. Juni 2000 8. & letzter Tag 

Ganz in aller Ruhe trafen wir früh unsere Vorbereitungen zur Abreise. 8.45 Uhr rollten wir überpünktlich vom Hof. Auf dem kürzesten Weg fuhren wir zur B 34, um über Blumberg zur B 27 zu gelangen. Blumberg? Achja: Bluuuuuumberg!!! So verschafften wir Andreas die allerletzten Abschiedskurven zu Blumberg. Jetzt machten ihm die Kurven richtig Spaß und er fuhr sie gleich zwei Mal!. Doch dann ging’s auch für ihn auf die Autobahn.

18.45 Uhr: Wir sind gerade über die Cottbuser Stadtgrenze gefahren. Also das war's dann wohl - bis zum nächsten Jahr.